Wildstaudenbeete – Wohlfühloasen für Insekten aller Art

Wer das Firmengebäude der Schulz-Dobrick GmbH in den letzten drei Jahren über den vorderen Eingang betreten hat, ist an unseren Wildstaudenbeeten vorbeigekommen. Wo früher wie im Ziergarten ein Bodendecker und Bäume gepflanzt waren, wachsen nun wild gemischt, aber sorgfältig zueinander passend ausgesuchte Stauden, die auch im verblühten Zustand für Insekten wichtig sind.

Umgestaltung des Vorgartens mit Hilfe des Klimaschutzteams

Zuvor waren dort die bodendeckende Heckenkirsche (lat. Lonicera) und drei Hainbuchenbäumchen in den beiden Beeten zu Hause. Doch diese waren durch den trockenen Sommer 2019, allen Wässerungsbemühungen zum Trotz, braun geworden und die Bäumchen mit ihren Wurzeln im mit Bauschutt verdichteten Boden an ihre Grenzen gelangt. So entstand der Gedanke, dort eine insektenfreundliche Fläche mit Wildstauden zu gestalten, die dem trockenen Klima besser trotzen können und gleichzeitig nicht so tief wurzeln wie Bäume.

Dabei wurde Schulz-Dobrick fachmännisch vom Klimaschutzteam der Stadt Langenfeld, namentlich Verena Wagner und Jens Hecker, bei dem gesamten Prozess von der ersten Idee über die Pflanzung bis zur Pflege beraten. Sie haben mit diesem Pilotprojekt mit der Firma Schulz-Dobrick dafür gesorgt, dass es ein bisschen mehr in Langenfeld summt!

Unterschiedliche Blicke von Insekten, Vögeln und Menschen

Als Schutzraum und Wirkungsstätte für heimische Insekten angelegt, wurden die in der Region beheimateten wilden Stauden entsprechend von einem erfahrenen Wildstaudengärtner, Herrn Backhaus vom gleichnamigen Gartenhof, so ausgewählt, dass sie über das gesamte Jahr hinweg Nahrung und Unterschlupf für verschiedene Insekten und insbesondere Wildbienenarten bieten. Und zwar für möglichst viele unterschiedliche fliegende, krabbelnde oder hüpfende Insekten: Schmetterlinge, Käfer, Asseln, (Schweb-)Fliegen, Bienen, Hummeln, Wespen oder auch Heuschrecken – wie im Sommer gut am lauten Zirpen zu hören war.

Selbst Vögel fühlen sich nun so wohl in der Nähe der Wildstaudenbeete auf dem Firmengelände, dass in diesem Sommer eine Blaumeise im Außenaschenbecher an der Eingangstür ihr Nest gebaut und darin gebrütet hat. Glücklicherweise wurde das Nest rechtzeitig von unserer Auszubildenden Elena Carrasco bemerkt, so dass wir für eine ungestörte Brutzeit sorgen konnten und fünf kleine Blaumeisen flügge werden konnten.

Das Besondere an Wildstaudenbeeten gegenüber konventionellen Gartenanlagen ist, dass auch das, was für uns Menschen als abgestorben oder verblüht wahrgenommen wird, für die Natur noch von großem Wert als…

  • Unterschlupf und Nistplatz, wenn Eier von Wildbienen & Co in Stängeln abgelegt werden und Insekten darin überwintern oder als
  • Nahrung (Samenstände, Pollen und Nektar) und Grundmaterial für fruchtbare Erde, wenn etwa Asseln (die Krebstiere und somit keine Insekten sind, genaugenommen) abgestorbene Pflanzenteile zersetzen und daher ähnlich nützlich sind wie Regenwürmer.

Dem Klimawandel trotzend Boden und Stauden ausgewählt

Angelegt wurden die Stauden in einer extra dafür vorbereiteten Fläche, denn Wildstauden gedeihen am besten auf magerem Boden. Angestrebtes Ziel der Bodenvorbereitung und der Wahl der Pflanzen war, dass im besten Fall gar nicht mehr gewässert werden muss, da die Pflanzen tief genug wurzeln, um sich Wasser aus tiefen Bodenschichten zu ziehen, selbst wenn es längere Trockenperioden gibt. Dazu wurde zunächst im ersten Sommer etwas gewässert, um sicherzustellen, dass die Stauden auch angehen, aber nur so viel, dass sie nicht darauf angewiesen sind, ständig bewässert zu werden.

Pflege der Wildstaudenbeet anders als zumeist gewohnt

Die Pflege der Wildstaudenbeete dient vor allem dazu, dass nicht einzelne Stauden Überhand nehmen und andere Staudenarten vertreiben. Vielmehr sollten sie sich im besten Fall unterstützen.

Dabei sind nicht alle Wildstauden zwangsläufig mehrjährig, viele bleiben aber für zwei oder mehr Jahre im Beet erhalten. Manche Neophyten, die hier nicht heimisch sind, wie etwa der Feinstrahl oder der südamerikanische Katzenschweif, säen sich auch gerne mal selbst aus und können im schlimmsten Fall die heimischen Stauden verdrängen. Daher muss bei der Pflege des Beetes auch darauf geachtet werden, dass alles im Gleichgewicht bleibt, dabei aber so wenig wie möglich eingegriffen wird. Nur wenn einzelne Pflanzen zu sehr andere verdrängen, wie es gerne das Springkraut oder die Quecke macht, werden sie an der ein oder anderen Stelle herausgenommen.

Um diversen Insekten das Überwintern und die Eiablage zu ermöglichen, werden abgestorbene Blütenstände und braune Pflanzenteile auch erst im späten Frühjahr entfernt. Das ist für manch einen ein ungewohnter Anblick, der jedoch immer üblicher werden wird, wenn Gartengrün und öffentliche Bepflanzung sich nach Klima- und Naturerhalt ausrichtet. Und somit Insekten aller Art, insbesondere der bestäubenden Art, einen Ort der Nahrung, Erholung, Aufzucht und Zuflucht bietet.

Stauden in großer Vielfalt angepflanzt

Von A wie Akelei über K wie Königskerze bis W wie Wilde Möhre sind insgesamt über 40 standortgerechte Wildstauden gepflanzt worden im Frühjahr 2020. Dabei wurde besonders darauf geachtet, dass das ganze Jahr hindurch immer etwas für Insekten und andere Tiere dort zu finden ist.

Die wilde Karde, zum Beispiel, lockt 5 verschiedene Schmetterlingsarten an, dient 3 davon als Nektarpflanze (auch einem gefährdeten Schmetterling namens Weißer Waldportier), 2 Vogelarten fressen von ihr, auch im Winter, ebenso 2 Säugetierarten und 2 Raupenarten. Sie wurde bereits zu Römerzeiten als Heilpflanze genutzt bei Gicht, Hautkrankheiten und anderen Beschwerden. Man kann ihre fleischigen Blätter und Blattstiele sogar ähnlich wie Artischocken kochen und essen.

Wildstauden sind vielfältig in ihrer Wirksamkeit für eine artenreiche Natur, sie geben nicht nur Insekten Heimat und Nahrung, sondern sind Horte besonders widerstandsfähiger Pflanzen, die in dieser Region heimisch sind. Durch ihre Attraktivität für Insekten ziehen sie auch Vögel an und sorgen so für Summen, Zirpen und andere Naturstimmen im Vorgarten.

Viele insektenfreundliche Orte helfen, Natur zu erhalten

Mit solch insektenfreundlichen Biotopen, seien sie auch noch so klein, kann jeder ein Stückchen dazu beitragen, unsere Natur zu erhalten. Denn je mehr solcher Flächen es gibt, desto besser sind die Lebensräume für Insekten vernetzbar. Ein Anfang ist gemacht – und wenn jeder ein bisschen mitmacht, wird etwas Größeres daraus.
Wer mehr über Insekten und Handlungsmöglichkeiten, ihre Lebensräume zu erhalten und neue zu schaffen erfahren möchte, kann dies im Insektenatlas (PDF) der Heinrich-Böll-Stiftung nachlesen oder sich beim NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V. dazu Anregungen holen.

Schauen Sie gerne bei uns vorbei und erfreuen Sie sich an unserer Wohlfühloase für Insekten aller Art!
Ihr Team der Schulz-Dobrick GmbH

Fotos: Schulz-Dobrick GmbH

 

P.S.: In unseren Blogartikeln "Naturnahe Umgestaltung des Außengeländes bei der Schulz-Dobrick GmbH – Teil1 | Teil 2 | Teil 3" erfahren Sie mehr über die Entstehung der insektenfreundlichen Flächen und wieso das Wildstaudenbeet preigekrönt ist im Blogartikel "Wir tun was für Bienen – und belegen damit den 3. Platz beim Wettbewerb von „Deutschland summt!“

Zurück